Weihnachtsprojekt der FSP O’S

Wunderliches Wichteln in den Werken

Über 2000 Menschen teilen Schadenfreude in weihnachtlicher Kulisse

Wenn in den Rotenburger Werken Weihnachten gefeiert wird, dann beginnt das große Theater bereits weit vor Heiligabend. Schließlich sollen möglichst viele Menschen in den Genuss dieser alten Tradition im Haus Niedersachsen kommen, mit vielen zusammen zu sitzen, Lieder zu singen, köstliches Essen zu genießen, eben Theater zu schauen und eine Andacht zu hören. Das ganze funktioniert mit wunderbarem Service der Küche und vielen helfenden Servicekräften, die jedes Essen an den Platz bringen.

So hob sich in diesem Jahr achtmal der Vorhang in der altehrwürdigen Mehrzweckhalle an der Lindenstraße und gab den Blick diesmal auf wahrlich Zweifelhaftes frei. Kein Weihnachtsmärchen mit traumhafter Kulisse wie sonst war hier zu sehen, sondern ein Haufen von Gerümpel auf schäbigem Dachboden. Der Stoff schien den Nerv des Publikums getroffen zu haben, auch wenn es zunächst nicht unbedingt weihnachtlich zuging: Es ging um Ordnung halten – leidiges Thema. Da ist ein Bauer, der alles gebrauchen kann, nichts wegschmeißen möchte, sehr zum Leidwesen seiner Frau, die ihm das Leben schwer macht. „Räum doch endlich mal auf“, sitzt sie ihm ständig im Nacken. Zum Glück gibt es geheimnisvolle Wichtel mit Zipfelmütze, die umherziehen und nur zu gern arbeiten, am liebsten nachts und unentdeckt. Das passt dem Bauern genau ins Konzept, zumal er sich dann brüsten kann, selber aufgeräumt zu haben, wie seine Frau ständig fordert. Die aber wittert Lunte, entdeckt die Wichtel und lässt den Betrug sehr zur Freude des Publikums auffliegen, und weg sind die Wichtel.

Was hier fröhlich und turbulent über die Bühne ging, wurde bei Schauspiel, Gesang und Bühnenbau von Schüler*innen zweier Klassen der Fachschule Sozialpädagogik der Elise-Averdieck-Schulen des Diakonissen Mutterhauses tatkräftig unterstützt. Initiiert hatten vor über zehn Jahren die Kooperation zwischen der Ev. Fachschule und den Rotenburger Werken Oberin Sabine Sievers als Schulpastorin und Kantor Stephan Orth als Musiklehrer. Das musik- und religionspädagogische Konzept beinhaltet, dass innerhalb einer Woche ein Bühnenbild mit perfekter Beleuchtung und Kulisse steht, ein Chor fetzige Lieder einstudiert und Schauspieler ihre Rollen drauf haben. Und all das geht inklusiv mit Menschen aus den Werken über die Bühne. „Eine wertvolle und ganzheitliche Erfahrung für alle“, stellt Sabine Sievers fest. Wenn es dann von vielen Besuchern heißt „beim nächsten Mal möchte ich auch mitmachen“, dann ist das Konzept mal wieder aufgegangen.  „Ich bin ganz begeistert von dieser Veranstaltung“, sagte die Mutter eines Auszubildenden. Am Ende erlebten knapp 500 Kinder aus Kitas und Grundschulen das Wichtel-Spektakel mit kindlicher Schadenfreude.

Auch hier scheint der Nerv getroffen, denn wer räumt schon gerne auf?