„Viva Coronia“ – Traumschiff geht vor Anker

Berufsfachschüler*innen präsentieren Musical in der Kirche „Zum Guten Hirten“.
„Das Test-Ergebnis ist negativ.“ – „Ach du meine Güte!“ – „Aber das ist doch positiv.“ – „Was denn nun, negativ oder positiv? Ich verstehe nur noch Hafen.“

So ungefähr gestaltet sich ein Dialog zwischen dem Kapitän und seinem Stewart auf der Kommandobrücke im Corona-Musical „Traumschiff“, das vergangenen Freitag in der Kirche „Zum Guten Hirten“ dreimal aufgeführt worden ist.

Unter strengen Sicherheitsauflagen haben die angehenden Sozialpädagogischen Assistent*innen der Ev. Elise-Averdieck-Schulen am Diakonissen Mutterhaus in nur vier Tagen ein Musical mit Drehbuch, Bühnentechnik und Tanz erarbeitet, einstudiert und auf die Bühne gebracht; inklusive Gesang, der derzeit in geschlossenen Räumen nicht erlaubt ist. Den rettenden Einfall für die gesangliche Umsetzung hatte Musiklehrer Stephan Orth. Seinen frisch zusammengestellten Chor ließ er von Tontechniker Carsten Siefke, coronagerecht, aufnehmen. So erklingt kraftvoller Gesang aus den Lautsprechern und die Auszubildenden tanzen ihre Choreographie unter Wahrung des nötigen Sicherheitsabstandes und zu Playback. „Mein kleiner, weißer Mundschutz“ oder die Polonaise zu „Viva Coronia“ sorgen für Lacher.

Dem Technikteam, unter der kundigen Leitung von Jobst Deventer, ist es gelungen, eine Gangway mit Kommandobrücke, Anker und Steuerrad so zu installieren, dass aus der Kirche ein echtes Traumschiff mit fünf Sternen wird.

In Anspielung auf die seit Jahrzehnten über den Bildschirm flimmernde Serie, wird die Aufführung eine kecke Persiflage auf bestehende Klischees. Ein bildschöner Kapitän, der von den Corona-Ereignissen auf seinem Schiff vollkommen überfordert ist, aber dank seiner pfiffigen Crew doch noch das Ruder herumreißen kann, steuert Boot samt Passagieren in sichere Gewässer und letztlich den rettenden Heimathafen. Zwischendurch kommt es – natürlich – zu turbulenten Szenen an Deck des Luxusliners.

In nur 35 Minuten gelingt beiden Schulklassen dabei ein kompletter Zusammenschnitt aller Corona-Ereignisse. Sozusagen im Schnelldurchlauf durchlebt das geladene und genau abgezählte Publikum die Pandemie. Von der Abstandsregel über den Mundschutz, vom Fiebermessen über den Speicheltest bis zur Entschleunigung, dem Protest zum Grundrecht und den positiven Auswirkungen auf Natur und Umwelt – alles findet Erwähnung.

Höhepunkt und zugleich ernsthafte Botschaft des Musicals ist das Eintreten himmlischer Stille mit einsetzendem Gesang zu Psalm 23 „Der Herr ist mein Hirte“. „So wollten wir einen theologischen Impuls mit Ausblick auf Hoffnung setzen“, erklärt dazu Schulpastorin Sabine Sievers und macht damit auf den religionspädagogischen Hintergrund der Musical-Projekte an den Ev. Elise-Averdieck-Schulen aufmerksam.

Das Feedback einer Zuschauerin: „Mit diesem Stück sollte das Ensemble alle Schulen besuchen“, nimmt das Traumschiffteam als Motivation mit in die kommende Zeit und die nächsten Projekte.

Fotos Sievers/Text Pröhl