Rotenburg 05.04.2019

„Vater unser“, heißt es am Ende eines turbulenten Vormittags im Buhrfeindsaal. Was ist hier geschehen? 130 Kinder aus der Lindenburg und Auszubildende der Elise-Averdieck-Schulen heben die Arme in die Höhe. Nicht weil sie ins Publikum winken – das vielleicht auch – sondern weil es zum Gesang gehört.

„Vater unser“, da ist es wieder, das Schluss-Lied nach sechs kurzen Musicals für Kinder, die an diesem Freitag vor stolzen Eltern und Großeltern über die Bühne gegangen sind. Das ist der Abschluss eines religionspädagogischen Projekts der Ev. Berufsfachschule, das Oberin Sabine Sievers und ihr Kollege Stephan Orth initiiert haben. Fünf Tage Zeit für angehende Erzieher*innen, mit Kindern aus der KiTa-Lindenburg eine biblische Gesichte auf die Bühne zu bringen mit Requisiten und Kulissen. Leiterin Christine Hauschild zeichnet seit Jahren verantwortlich für die Kooperation mit der Berufsfachschule. „Das funktioniert jedes Mal prima mit den Auszubildenden“, sagt sie.

Es geht um Geschichten von Jesus, die wunderbar sind, weil es um wirkliche Wunder geht, die auch Kinder einer Tagesstätte nachvollziehen können. Zu jeder Story ein schönes Lied, das Kinder und Erwachsene zum Klavier von Stephan Orth singen. Das klingt nicht nur schön, das geht zu Herzen. Ob es das Gleichnis vom verlorenen Schaf ist, für das ein Hirte seine gesamte Herde allein lässt, oder die Geschichte vom Zöllner Zachäus, der als Abzocker zum Missfallen der Jünger Jesus zum Freund bekommt, immer gibt es was zum Staunen und Nachdenken.

Wie gern würde man das Wetter selber beeinflussen wollen? Das aber gelingt nur Jesus in der Geschichte von der Stillung des Sturms. Ein Wort und die Wellen glätten sich. Für den Gottessohn ist es auch eine Kleinigkeit, die Speisung von fünftausend hungrigen Mäulern vorzunehmen, wo es zuvor gar nichts zu essen gibt. Gut, ganz so viele Kinder waren es nicht, aber überzeugend ist die Darstellung schon. Richtig spannend gerät die Erzählung vom barmherzigen Samariter, der mit Hilfe der Kinder echte Zivilcourage an den Tag legt.

Wenn dann am Ende der Vorstellung noch ein Taubstummer geheilt wird, ist man beinahe nicht mehr verwundert. Das Publikum ist vielmehr begeistert von der schauspielerischen Leistung der vielen Kinder. Wenn da mal nicht eine Hollywood-Größe bei ist? Jedenfalls laufen die Handy-Kameras heiß. „Vater unser“, singt es wieder aus 130 jungen Kehlen und das ist nicht nur das fröhliche Finale einer gelungen Aufführung, „sondern“, so Oberin Sabine Sievers, „auch beste Werbung für unsere Elise-Averdieck-Schule und ihre Ausbildungsgänge.

Text Henrik Pröhl