Berufsschüler*innen auf Pilgertour
Vor einigen Jahren erarbeiteten Schüler*innen der Ev. Elise-Averdieck-Schulen (Fachschule für Sozialpädagogik am Diakonissen-Mutterhaus in Rotenburg/Wümme) ein Musical mit dem Titel: „Ich bin dann mal weg“. In Anlehnung an Hape Kerkelings bekanntes/n Buch/Film mit seinen Erfahrungen vom Jakobsweg entstand die Geschichte einer Pilgerreise. Sie erzählte von einem Stück Selbstbesinnung in hektischer Zeit und wurde in der Kirche „Zum Guten Hirten“ in Rotenburg öffentlich zur Aufführung gebracht.
Dabei entstand die Idee, mit Schüler*innen wirklich einmal auf Pilgertour zu gehen; nicht ganz bis nach Spanien, sondern auf den Pilgerweg zwischen Loccum und Volkenroda im Weserbergland.
Seitdem setzen alle Klassen unserer Schule diese Idee einmal während ihrer Ausbildungszeit in die Tat um. Gerade liegt die 11. Tour hinter uns. Und das in Corona-Zeiten mit besonderen Bedingungen!
Mit 3 Lehrkräften fuhr im September 2020 wieder eine Gruppe von 30 Schüler*innen zunächst nach Hameln. Dort im Münster, einer großen Kirche mitten in der Stadt, nahm der Weg mit einem Gottesdienst und dem Pilgersegen seinen Anfang. Wir stimmten uns mit folgenden Gedanken auf die Tage ein:
Vor uns liegen 3 Tage Auszeit.
Weiter Raum:
Zeitlich. Und örtlich.
Ein Raum, den wir uns erlaufen werden.
Zeit für uns. Das ist auch Freiheit.
Wir bringen vieles mit hierher:
Gedanken an Dinge, die uns beschäftigen.
Was hinter uns liegt.
Was vor uns liegt in der nächsten Zeit.
Menschen, an die wir denken. Sorgen vielleicht.
Und Fragen nach unserem Lebensweg.
Vielleicht können wir manches loslassen.
Neu ordnen, was wichtig ist und was nicht so wichtig ist.
Beim Pilgern wollen wir uns einlassen auf einen neuen Weg.
Auf die anderen. Und auf Gott.
Impulse unterwegs sollen uns helfen, uns zu sammeln und zu besinnen.
In drei Etappen ging es anschließend durchs Weser-Bergland bis zum Ziel: dem Kloster Amelungsborn. Täglich jeweils etwa 20 km zu Fuß, teilweise bergauf, den Rucksack geschultert, das Smartphone ausgeschaltet: das waren für die meisten Schüler*innen echte Grenzerfahrungen. Blasen an den Füßen blieben nicht aus; das ungewohnte Laufen brachte manchen an den Rand seiner Kondition.
Unterwegs gab es die Gelegenheit zur Einkehr in die am Wege Kirchen mit Liedern, geistlichen Impulsen und kurzen Andachten. Zeitweise verlief das Pilgern auch im Schweigen „Dabei habe ich mir viele Gedanken über meine Zukunft gemacht“, beschreibt ein Teilnehmer seine Erfahrung.
Die Übernachtung im Heuhotel oder das Massenlager auf dem Fußboden in einer Turnhalle machte den jungen Leuten bewusst, mit wie wenig Komfort es sich leben lässt. Das Grillen am Abend und die Erfahrung von Rücksichtnahme und Gemeinschaft entschädigten dabei für manchen Verzicht. Und die heiße Dusche nach der Ankunft im Quartier wurde zu einem Höhepunkt des Tages.
„Es war eine Herausforderung, nicht aufzugeben, ich wollte das schaffen und ich bin stolz, dass es mir gelungen ist“, äußert eine Schülerin stellvertretend für viele nach Abschluss der Pilgertour.
Das Urteil nach der Rückkehr fällt einhellig aus: Diese Tage werden wir nicht wieder vergessen!